Samstag, 13. Februar 2010

[Rezension] Isabel Abedi: Lucian


Lucian | Isabel Abedi

560 Seiten, Gebunden
€ 18,95 [D]
ISBN 978-3-401-06203-7

Auch als Hörbuch erschienen beim Arena Verlag


Es fühlt sich an …

... wie ein Riss. Ein hauchfeiner Riss, tief in Rebeccas Innerem. Als ob ihr jemand mit der Pinzette ein Härchen ausgerupft hätte. Was bleibt: ein sonderbares Gefühl von Leere und der Angst. Doch dann taucht Lucian auf, wie aus dem Nichts. Ein Junge ohne Vergangenheit, jemand, der sich nicht erinnern kann, wer er ist oder wo er herkommt.


Was würdest Du tun, wenn ein unbekannter Dinge von Dir weiss, die er gar nicht wissen kann?


Was würdest Du tun, wenn dieser Dir überall begegnet?


Was würdest du tun, wenn Du dich so sehr zu ihm hingezogen fühlst, dass die Abwesenheit dieses Fremden dir Schmerzen zubereitet?


Genau das ist für Rebecca der Fall. Ihr gewohntes Leben scheint seit dem Erscheinen dieses Unbekannten aus den Fugen geraten zu sein. Nichts ist mehr, wie es war. Alles dreht sich nur darum diesen Fremden wieder zu sehen. Und die Angst dies nicht mehr tun zu können, versetzt sie in Panik. Es scheint sie ein Band zu verbinden, der stärker ist als Liebe. Aber weder sie noch der Fremde wissen, was es ist. Auch Rebeccas Mutter verhält sich sonderbar. Es scheint, als gäbe es auch zu ihr eine Verbindung. Aber woher sollte ihre Mutter diesen Fremden überhaupt kennen? Als Rebecca es herausfindet, ist es schon zu spät.


„Lucian“ ist das erste Buch, welches ich von Isabel Abedi, gelesen habe. Ich bedaure, dass ich es nicht schon vorher getan habe. Die Geschichte von Rebecca und Lucian wird mir noch lange in Erinnerung bleiben.

Isabel Abedi ist es mit Lucian gelungen, den Leser stets mit einer angenehmen Neugier an das Buch zu fesseln. Der Schreibstil der Autorin ist jeweils genau an die Situation angepasst, so dass allein die Satzstruktur und -länge die Authentizität der Situation noch verstärken. Der Leser scheint in die Geschichte hineinversetzt und spürt die Emotionen der einzelnen Protagonisten. Nicht selten bestimmt der Schreibstil das Tempo der Atmung.


Die Aufteilung des Buches in drei Abschnitte hat mir besonders gut gefallen. Es scheint als seien diese die einzelnen Akte eines Theaterstückes. Vor jedem Akt wird die Kulisse und das Licht der Situation und den Empfindungen angepasst.

Im ersten Teil führt Isabel Abedi ihre Leser in die Geschichte und Welt ihrer Protagonisten heran. Mit Liebe zum Detail erhalten ihre Figuren die nötige Tiefe.

Der zweite Teil hebt sich sowohl von Schreibstil, als auch von Erscheinungsbild und der Erzählperspektive von den anderen beiden ab. Es ist in Form von E-Mails geschrieben. E-Mails an Rebecca in tiefster Verzweiflung geschrieben. Hilferufe von Personen die sie Lieben. Details werden an dieser Stelle natürlich nicht verraten! :)

Dieses Mittel hat mir besonders gut gefallen und spätestens jetzt ist die Spannung sooo groß, dass man das Buch kaum aus der Hand legen kann. Man fragt sich:

Was ist mit Rebecca? Warum antwortet sie nicht? Was bedeutet das? Wo ist Lucian?

Der dritte Teil ist wieder in der Ich-Perspektive geschrieben. Es ist wie ein Knoten, der sich langsam lockert. Alle Puzzleteile die man nicht einfügen konnte werden nach und nach in das Bild gesetzt und runden die Geschichte ab. Denn das ist sie. Von Anfang bis Ende rund Ohne Ecken und Kanten und Ungereimtheiten. Obwohl ich mir das Ende etwas ausführlicher und anders gewünscht hätte. Aber so ist es Eben runder:)


Besonders hat mir auch gefallen wie die Autorin durch den Lehrer von Rebecca und seiner Lebensgeschichte, die Emotionen eines Schriftstellers nachempfinden lässt. Wie sie den Schreibprozess und die damit verbundenen Ängste und Kämpfe beschreibt.


Fazit: Eine besondere, tiefgreifende, berührende und nachhaltige Liebesgeschichte der etwas anderen Art. Eine Liebe, die selbstlos ist und fasziniert.

1 Kommentar:

Steffie hat gesagt…

Hach ja. Deine Rezi ist toll. Ich hab es nie geschafft meine Empfindungen über das Buch aufzuschreiben und ich werde es auch nie schaffen.