Freitag, 3. Dezember 2010

[Hörbuch-Rezension] Jussi Adler Olsen: Erbarmen


Es ist stockdunkel.. es ist kalt.... Nichts als nackter Beton, wohin man auch tastet... Der Geschmack von Blut im Mund... Eine unbestimmbare Ewigkeit in der Dunkelheit und Ungewissheit... und Plötzlich wird die Stille durch eine grauenvoll heitere und kalte Stimme durch Lautsprechern durchbrochen....

»Herzlichen Glückwunsch zu deinem Geburtstag, Merete. Du bist jetzt hier seit 126 Tagen, und das ist unser Geburtstagsgeschenk: Das Licht wird von nun an ein Jahr lang eingeschaltet bleiben. Es sei denn, du weißt die Antwort: Warum halten wir dich fest?“


Sie weiss die Antwort nicht!


Was ist schlimmer, die undurchdringliche Dunkelheit, die einen gefangen hält oder die alles durchdringende Helligkeit, die die nackte und grausame Wahrheit ins Licht rückt?


Merete ist noch ein Kind als sie ihre Eltern bei einem tragischen Autounfall verliert. Ein alles zerstörender Autounfall, bei dem sie und ihr Bruder als Vollwaisen überleben. Ein Bruder, der durch den Unfall geistig behindert wird und auf ständige Hilfe angewiesen ist. Ein Bruder, die sie voll und ganz beansprucht und zu dem nur sie Zugang zu haben scheint. Das Leben Meretes schient schlimm genug, aber wie sich herausstellt soll sie noch viel schlimmeres erleben.


5 Jahre sind nun seit dem mysteriösen Verschwinden der Politikerin Merete Lyngaard vergangen, als Karl Moerk, Leitender Kommissar einer neuen Abteilung „ungelöster Fälle“ bei der Polizei, die Akte zur erneuten Durchsicht erhält. Karl Moerk, ein für die Kollegen und Vorgesetzen eher schwieriger Mensch, ist anfänglich sichtlich unmotiviert. Seit dem Verlust eines Kollegen im Einsatz, für dessen Tod er sich für schuldig hält, scheint er die Lust und den Antrieb verloren zu haben. Als er aber einen eifrigen Gehilfen an die Seite gestellt bekommt nimmt das Geschehen seinen Lauf und Moerk beginnt das Mysterium um das Verschwinden der Merete L. nach und nach zu entwirren.

Was ist nun mit dieser Frau geschehen? WAs war damals auf der Fähre passiert? War es Mord oder Selbstmord? Doch mit der Zeit mehren sich die Zeichen, dass Merete L. noch lebt..... Das Unvorstellbare wird zur Realität!


Jussi Adler Olsen hat mit Erbarmen einen Thriller geschaffen, der den Hörer/Leser fesselt und nachdem er die Geschichte beendet hat, entsetzt zurücklässt. Die Beschreibungen der Gefangenen und gepeinigten Merete lassen einen erschaudern. Die Vorstellung fünf Jahre Tag für Tag in einem Verließ gefangen zu sein, mit dem Wissen, das man beobachtet wird und mit der Ungewissheit des nächsten Augenblicks sind Dinge, die man sich so nicht vorzustellen vermag. Jussi Adler Olsen gelingt es meines Erachtens genau diese Verzweiflung und Angst in seinem Roman einzufangen. Dieser Effekt wird die Hörbuchfassung noch zusätzlich verstärkt. Das Hörbuch wird von zwei wirklich passenden Stimmen vorgetragen. Situationen, in denen man in die Welt der Merete L. Einsicht erhält werden von Ulrike Hübschmann gesprochen. Ihre ohnmächtige, verzweifelte und doch so prägnante Stimme verleihen der Merete Gestalt, wie es nicht besser zu machen ginge. Die Stimme von Wolfram Koch übernimmt die Abschnitte, in denen Karl Moerk ins Geschehen kommt. Dieses stilistische Mittel ist absolut passend, um die beiden Welten zum Ausdruck zu bringen.


Einziger Kritikpunkt von mir ist, dass die Spannung nicht bis zum Schluss aufrecht gehalten wird und man als Hörer/Leser schneller als gewünscht dahinter kommt, was der eigentliche Grund für die Entführung und Peinigung Meretes‘ ist.


Fazit: „Erbarmen“ bringt einem sehr nahe, was es heißt um Erbarmen zu flehen!


Herzlichen Dank an claudio.de.

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